«Es gibt keinen Erfolg ohne soziale Verantwortung».

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Anastassios Frangulidis
Leiter Multi Asset Switzerland - Zurich, Pictet Asset Management

Anastassios Frangulidis ist Leiter Multi Asset Switzerland – Zurich bei Pictet Asset Management. Er ist zuständig für die gemischten Anlagelösungen im deutschsprachigen Raum. Insbesondere institutionellen Kunden erwarten entweder eine Überperformance nach Kosten gegenüber einem vordefinierten Benchmark oder das Erreichen von absoluten Performanceziele innerhalb einer vorgegebenen Zeitperiode.

 

Anastassios Frangulidis, was ist für Sie Erfolg?
Erfolg ist für mich, die Erwartungen meiner Stakeholder – also Kunden, Vorgesetzten, Mitarbeitenden und anderen Arbeitskollegen – zu übertreffen. Das kann mit Performance, aber auch mit weichen Faktoren wie der Qualität des Austauschs oder dem alltäglichen Umgang zu tun haben. Sehr wichtig ist für mich zudem, soziale Verantwortung zu übernehmen. Sowohl in der Art, wie die uns anvertrauten finanziellen Mittel investiert werden als auch durch meine Mitarbeit für eine Stiftung, die sich für Mitmenschen in der Schweiz engagiert, welche von gesundheitlichen Leiden betroffen sind.

Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Als junger Universitätsabsolvent in die Welt der Vermögensverwaltung einzusteigen. Ich hatte bereits zuvor ein grosses Interesse für ökonomische und soziale Zusammenhänge. Wie diese die Finanzmärkte beeinflussen und umgekehrt, fasziniert mich heute noch und gibt mir die Energie, diese immer noch besser verstehen zu wollen.

Auf welchen Werten beruhen Ihre täglichen Handlungen, Entscheidungen, Pläne?

Es ist die Langfristigkeit in der Beziehung zu meinen Stakeholdern im Rahmen einer engen Partnerschaft. Dies erlaubt mir, die passenden Initiativen in ihrem Sinne zu ergreifen.

Haben Sie jemals eine berufliche Entscheidung bereut?

Ja. Ich muss in meinem Aufgabenbereich laufend Entscheidungen treffen; dann kann es natürlich vorkommen, dass Fehler passieren. Für mich ist dies aber ein wichtiger Prozess, um besser zu werden. Aus den Fehlern der Vergangenheit können wir – davon bin ich überzeugt – sehr viel lernen. Dies gilt im Übrigen nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf kollektiver Ebene. Die Geschichte gibt uns unzählige Beispiele von Fehlern einer Gesellschaft oder einer Nation, welche wiederholt wurden. Dies deshalb, weil sie nicht bereut und folglich nicht verarbeitet wurden.

Welcher Mensch kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das Wort erfolgreich hören?

Perikles. Er hat nicht nur das goldene Zeitalter Athens mit der Akropolis als Hauptsymbol geprägt. Er war der Stratege der Demokratie, einer Staatsform, welche die Selbstbestimmung des Menschen zum obersten Wert erhob. Dieser Wert bleibt bis zur heutigen Zeit die Grundlage des Erfolgs von Millionen von Menschen weltweit.

Welche Probleme sollten Politik und Behörden rasch angehen?

Die Lage des Altersvorsorgesystems ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen anderen Ländern der westlichen Welt eines unserer grössten Probleme der Gesellschaft. Die heutige Situation benachteiligt stark die Jugend, einerseits weil diese die heutigen Leistungen in der Altersvorsorge zu einem bedeutenden Teil querfinanziert, ohne damit rechnen zu können, dass sie später ähnliche Leitungen erhalten wird. Anderseits beansprucht das heutige System wesentliche Teile der ökonomischen Ressourcen, welche anders eingesetzt zu einem höheren Potenzialwachstum und damit mehr Einkommen und Arbeitsplätzen führen würden. Mehr Eigenverantwortung und Anpassung der Parameter an die heutige Lebensrealität sind für unser Vorsorgesystem unerlässlich. Nicht nur Politik und Behörden, sondern auch unsere Gesellschaft sollte dieses Thema rasch angehen.

Wo finden Sie in Ihrer Freizeit den Ausgleich?

In den Weinbergen sowie im Wald von Männedorf und Stäfa. Ich geniesse es, dort mit meiner Familie Zeit zu verbringen. Meistens diskutieren wir während unserer Spaziergänge über aktuelle Themen, welche die Gesellschaft bewegen. Die Sicht meiner Kinder zu erkundigen, ist sehr wertvoll. Ich lerne viel dabei.

Bestes Anti-Depressivum?

Ein schmackhaftes Mittag- oder Abendessen mit der Familie und guten Freunden. Zwei Elemente dürfen dabei nicht fehlen. Der Wein und das Olivenöl.

Welche Kindheitserinnerung hat Sie besonders geprägt?

Die Reisen quer durch Europa mit meinen Eltern und meiner Schwester in den Siebziger- und Achtziger-Jahren. Wir verbrachten jeden Sommer drei Wochen in verschiedenen Ländern des Kontinents, die damals noch unterschiedliche politische Systeme hatten. Das war für mich sehr lehrreich und hat mich stark geprägt.

Welches Buch lesen Sie gerade?

«21 Lessons for the 21st Century» des israelischen Philosophen Yuval Noah Harari. Im liberalen System wird die Macht aus dem freien Willen individueller Menschen hergeleitet, wie er in denen Gefühlen, Wünschen und Entscheidungen zum Ausdruck komme. Diese Elemente der menschlichen Freiheit werden zunehmend von aussen beeinflusst. Harari geht in diesem Buch auf die Risiken für den Liberalismus im 21. Jahrhundert ein.

Was machen Sie während einer Kurzreise?

Während der Hinreise arbeite ich an den Aufgaben des Tages. Die Rückreise erfolgt meistens abends und gegen Ende der Woche. Dann höre ich Musik oder lese die Tageszeitung.

Wie heisst Ihr liebstes Reiseziel?

Monodendri, ein Bergdorf in der Region Epirus im Nordwesten Griechenlands. Ein authen­tischer Ort abseits von Tourismusströmen mit einer wunderschönen Natur und Architektur, welche stark an die Tessiner Dörfer erinnert. Das ionische Meer mit seinen bekannten Inseln liegt nicht weit, sodass Berg- und Badeferien wunderbar kombiniert werden können.