"Ich verstehe die Bedürfnisse dieser Kunden zu 100 Prozent"

Andreas Markwalder Schroders PORTRAIT

Andreas Markwalder
CEO Schroders Investment Management (Switzerland) AG

Andreas Markwalder ist seit Anfang 2017 CEO von Schroders Investment Management (Switzerland). Vor seiner Tätigkeit beim britischen Asset Manager war der Ökonom Markwalder bei Gastrosocial tätig, der Pensionskasse des Schweizer Wirteverbandes Gastrosuisse. Zunächst war Markwalder Anlagechef bei Gastrosocial, ab 2014 amtete er als Direktor.

 

Herr Markwalder, Schroders Schweiz ist mit über 55 Jahren Schweizer Präsenz und gesamthaft annähernd 100 Milliarden CHF verwalteten Vermögen eines der grössten hiesigen Finanzunternehmen, was kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist. Ist dies gewollte Diskretion?

Die Schweiz ist, war und wird für Schroders immer ein sehr wichtiger Markt sein. Es stimmt aber, dass unser Haus in der breiteren Öffentlichkeit nicht in demselben Mass bekannt ist wie etwa in Grossbritannien. Das hängt auch damit zusammen, dass Schroders zwar börsenkotiert ist, aber mit der Familie Schroder einen bedeutenden Ankeraktionär hat. Ihr Aktienanteil beträgt über 43%. Es handelt sich also mehr um ein Familienunternehmen mit einer jahrhundertelangen Tradition als um einen Grosskonzern. Unsere Schweizer Kunden, bei denen es sich vielfach um institutionelle Anleger handelt, kennen und schätzen uns und unsere Kultur.

Schroders ist auch einer der wenigen ausländischen Asset Manager, die in der Schweiz effektiv produzieren. Können Sie dazu einige Kennzahlen geben?


Für die Schroders-Gruppe arbeiten in der Schweiz rund 500 Mitarbeitende. Ausser in Grossbritannien beschäftigt Schroders in keinem anderen Land der Welt so viele Personen. Insgesamt werden fünf Investment Desks lokal geführt. Gemessen am verwalteten Vermögen ist das Private Equity Geschäft das bedeutendste. Real Estate, Insurance Linked Securities, Convertibles und Schweizer plus europäische Aktien sind die weiteren Desks. Zusätzlich zählt auch Blue Orchard, der Impact Investing Pionier, zu Schroders Schweiz. Und schliesslich vereint die Schroder & Co Bank und das zugehörige Service-Center beinahe die Hälfte der lokalen Mitarbeitenden auf sich.

Welche Rolle spielen «Schweizer» Schroders Produkte in der globalen Organisation des Unternehmens?


Das Private Assets Geschäft in der Schweiz ist ein strategischer Eckpfeiler für die gesamte Gruppe. Die rund 150 Mitarbeitenden, die in diesem Bereich arbeiten, verwalten lokal ungefähr 23.4 Milliarden Schweizer Franken an Vermögen. Das Team besitzt mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Private Assets und zählt zu den erfahrensten der gesamten Branche.

In den vergangenen Jahren hat Schroders einige Schweizer Investment Manager akquiriert: Waren das einfach Opportunitäten oder vielmehr gezielte strategische Akquisitionen?


Wir prüfen laufend Opportunitäten, doch die Zukäufe der vergangenen Jahre waren alle Teil unserer strategischen Wachstumsstrategie. Mit der jüngsten Akquisition von BlueOrchard haben wir uns insbesondere im Bereich Impact Investing verstärkt.

Bestehen Pläne für einen weiteren Ausbau des Schweizer Asset Managements?


Unser Dienstleistungs-Angebot ist äusserst umfassend. Das bestätigen uns auch unsere Kunden. Daher sehen wir aktuell keinen Handlungsbedarf.

Sie haben vor Ihrer Tätigkeit als CEO bei Schroder Investment Management Switzerland AG eine Pensionskasse geleitet: Was sind die Gemeinsamkeiten dieser Jobs?


Was die beiden Geschäfte verbindet, ist einerseits der langfristige Anlagehorizont und andererseits die Fokussierung auf das Anlagegeschäft. Da viele unserer Kunden im institutionellen Bereich tätig sind, kannte ich diese auch bereits vor meiner Zeit bei Schroders. Ich persönlich verstehe die Bedürfnisse dieser Kunden zu 100% und so gelingt es, einen Dialog auf Augenhöhe zu führen.

Was zeichnet den Schweizer Asset Management Standort aus in Bezug auf seine Wettbewerbsmerkmale?


Der Standort Schweiz profitiert von der politisch-rechtlichen Stabilität, dem dualen Bildungssystem mit hervorragenden Universitäten und Fachhochschulen und es hat sich in den letzten Jahren ein Innovationshub im digitalen Bereich herausgebildet, besonders im Raum Zürich. Diese Merkmale sind von anderen Finanzzentren, mit denen wir im Wettbewerb stehen, nicht so leicht zu kopieren.

Wo sehen Sie die grössten Chancen der Schweizer Asset Management Industrie im internationalen Vergleich?


Sich auf Nischen zu konzentrieren, dürfte die zielführendste Strategie sein. Nicht durch «me too» können wir uns von Mitbewerbern abheben, sondern durch Innovationen. Ich denke hier an die Bereiche Nachhaltigkeit und Naturkapital, Impact Investing sowie Private Assets. Zusätzliche Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung werden helfen, um unsere ausgezeichnete internationale Stellung zu festigen.

Was tun Sie persönlich am liebsten – ausser Asset Management?


Ich bin ein Bewegungsmensch – körperlich und geistig. Im Winter zieht es mich in die Berge, besonders das Skifahren hat es mir angetan. Zum Glück verbindet mich und meine Frau die Liebe zum Sport. Als Ausgleich zum teilweise hektischen Berufsalltag können wir so gemeinsam Zeit miteinander verbringen und abschalten. Geistige Nahrung führe ich mir bevorzugt in Form von klassischer Literatur zu – vorausgesetzt Zeit und Musse sind dafür vorhanden.