"Die Fisch-Kultur funktioniert über Kooperation und Teamwork"

Juerg Sturzenegger

Juerg Sturzenegger
CEO bei Fisch Asset Management

Juerg Sturzenegger stiess Ende 2016 zu Fisch Asset Management, wo er bis Ende 2019 als Co-CEO amtete und nun alleiniger Chef ist. Er startete seine Finanz-Laufbahn im Corporate Finance bei der Bank Leu. Via Julius Bär, wo er mehrere Jahre lang den Bereich Capital Markets und dann das Private Banking Wealth Engineering leitete, kam der Ökonom zur VP Bank in Liechtenstein, wo er COO, CIO und während kurzer Zeit auch Co-CEO war.

 

Herr Sturzenegger, Asset Manager wie Fisch differenzieren sich oft über den Begriff «Boutique». Was ist damit gemeint?

Wir assoziieren den Begriff Asset-Management-Boutique mit unserem sehr spezifischen und tiefen Anlage-Fachwissen, mit dem wir Mehrwert für unsere Kunden generieren wollen. Die damit einhergehende Fokussierung und Spezialisierung auf eine begrenzte Anzahl von Strategien ermöglicht uns eine klare und unverkennbare Positionierung gegenüber den grossen Asset Managern über die Leistung mit Anlagelösungen und weniger über die Reichweite der Verkaufsorganisation.

Bringt eine Boutique wie etwa Fisch Asset Management auch besondere Anforderungen an eine Unternehmenskultur?


Wir erachten eine gelebte Unternehmenskultur, insbesondere in einer Boutique, als strategischen Erfolgsfaktor. Transparenz, offene Kommunikation, gegenseitiger Respekt, Teamgeist und Unternehmertum bilden die Grundlage unserer Unternehmenskultur. Die Mitarbeitenden sind häufig innovative und kreative Persönlichkeiten mit einer starken Passion für Finanzmarktthemen, und schätzen den Freiraum in unserem Umfeld. Flache Hierarchien, tiefes Expertenwissen und kurze Entscheidungswege charakterisieren seit der Gründung diese Fisch-Kultur und werden nicht nur von unseren Mitarbeitenden, sondern auch von Kunden geschätzt.

Was sind Ihre Werkzeuge, um intern eine kompetitive Wettbewerbs-Kultur aufrecht zu erhalten?


Die Fisch-Kultur funktioniert über Kooperation und Teamwork. Dies führt bei unseren Mitarbeitenden zu hoher Identifikation und Motivation und äussert sich im hohen Engagement für unsere Kunden und unser Unternehmen. Eine reine Wettbewerbskultur funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr. Mitarbeitende suchen den Austausch und das Zusammenspiel von unterschiedlichen Ideen zum Vorteil des Kunden. Es ist uns gelungen, diese nachhaltige Firmenphilosophie zu etablieren. Sie ist die tragfähige Basis für unsere Unternehmensentwicklung.

Sie haben während Ihrer Laufbahn immer wieder unterschiedliche «Disziplinen» ausgeübt, bevor sie CEO eines Asset Managers geworden sind. Was sticht beim Asset Management – etwa im Vergleich zu Private Banking – heraus?


Zunächst: Die Unterschiede sind geringer, als Sie erwarten würden. Im Asset Management steht vor allem das Vermögen und seine Anlagemöglichkeiten und dann die Anlageperformance im Vordergrund, während das Private Banking neben der Vermögensverwaltung noch zahlreiche andere Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel Steuern oder Nachfolgeplanung. Klare Anlagerichtlinien und -ziele bilden die Leitplanken für den strukturierten Anlageprozess im Asset Management. Diese Erkenntnisse aus dem Asset Management fliessen seit einigen Jahren auch verstärkt ins Private Banking ein und das Zusammenspiel zwischen den Bereichen wird stetig intensiviert.

Was macht für Sie den täglichen Reiz Ihrer Arbeit aus?


Der Reiz liegt in der Aufgabe selbst und in den Gestaltungsmöglichkeiten. Die globalen Ereignisse und Aktualität widerspiegeln sich in unseren täglichen Aufgaben und Herausforderungen. Unsere Industrie ist dadurch täglich gefordert und entwickelt sich sehr rasch. Und zudem erhalten wir immer unmittelbares Feedback vom Markt und unseren Kunden. Unsere Aufgabe ist komplex: Wir fungieren an den Märken in Echtzeit, beschäftigen uns mit den neusten Technologien, versuchen einen Beitrag zum Thema Klimawandel zu leisten und sind als Arbeitgeber gefordert, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Zudem bewegen wir uns als Boutique mit einer nachhaltigen Firmenphilosophie täglich im Spannungsfeld von Tradition und Innovation, getrieben vom Technologiewandel. Eine spannendere Aufgabe kann ich mir nicht vorstellen.

Was sind die kompetitiven Vorteile des Schweizer Asset-Management-Standortes?


Die Positionierung der Schweiz als Asset-Management-Standort hat sich über die letzten Jahre sukzessive verbessert. Dabei profitierte man natürlich auch von den allgemeinen Stärken des Finanzplatzes Schweiz, wie politische Stabilität und somit hohe Berechenbarkeit, hoher Ausbildungsstandard, Mehrsprachigkeit und dem technologischen Fortschritt. Zudem hilft natürlich, dass ein beachtliches Vermögensvolumen in der Schweiz verwaltet wird. Wir müssen uns jedoch klar darüber sein, dass Asset Management ein internationales Geschäft und der Wettbewerb entsprechend intensiv ist.

Wo hat der Schweizer Finanzplatz Nachholbedarf?


Der Schweizer Finanzplatz hinkt in der Integration von Nachhaltigkeitsüberlegungen anderen Finanzzentren hinterher. Weitere Themen, die bearbeitet werden sollten, sind internationale Vernetzung und Marktzugang sowie die Digitalisierung. Hier sind alle gleichermassen gefordert: unsere Industrie, Regierung und Parlament sowie die Aufsichtsbehörden.

Wie gehen Sie bei Fisch mit dem wichtigen Thema Talente-Rekrutierung und -Ausbildung um?


Für Talente im Finanzbereich ist die Möglichkeit, sich zu entwickeln und sich ins Unternehmen einzubringen, bei der Arbeitgeberwahl immer entscheidender und überlagert monetäre Aspekte oft deutlich. Wir bei Fisch bieten ein Gesamtkonzept für «agiles Arbeiten» an, das den Mitarbeitenden ein modernes und dynamisches Arbeitsumfeld bietet. Wir setzen auf flexible Arbeitsmodelle – ohne feste Quoten für die Arbeit im Büro, im Ausland oder von zu Hause, Zugang zu internen und externen Weiterbildungen und Teilzeitarbeitsplätze in allen Hierarchiestufen. Darüber hinaus haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich mit eigenen Ideen aktiv ins Unternehmen einzubringen, auch ausserhalb ihres eigentlichen Aufgabenbereichs. Dafür erhalten sie Zeit, Budget und Gestaltungsspielraum. Dies eröffnet allen Mitarbeitenden interessante Perspektiven sowohl für die eigene als auch für die Unternehmensentwicklung.