"Wir verbinden die Professionalität der grossen Player mit der Agilität und Kundennähe einer Boutique"

Bartenwerffer Torsten 1920

Torsten von Bartenwerffer
CEO Fisch Asset Management

Dr. Torsten von Bartenwerffer ist seit November 2023 CEO von Fisch Asset Management. Er verantwortet darüber hinaus den Bereich Portfoliomanagement. Er verfügt über die Erfahrung von zwei Jahrzehnten in der Finanzindustrie mit Fokus auf das Anlagemanagement, die Entwicklung von Investmentlösungen sowie der Strategie- und Geschäftsentwicklung. Bevor er im Oktober 2021 zu Fisch wechselte, war er Head Multi Asset im Zürich-Office der FERI-Gruppe und dort verantwortlich für Multi-Asset-Anlagen und Aktienstrategien. Ebenfalls war er Mitglied des Steering Committee des FERI Cognitive Finance Institutes in Frankfurt. Weitere Stationen umfassen führende Positionen bei der Aquila Gruppe (Hamburg) sowie verschiedene Rollen bei ISP Family Office, Clariden Leu und UBS. Torsten von Bartenwerffer studierte Betriebswirtschaftslehre und Technologiemanagement an der Universität St. Gallen mit anschliessender prämierter Promotion.

 

Herr von Bartenwerffer, ihr Verwaltungsratspräsident Pius Fisch, hat einmal von einer «radikalen Firmenphilosophie» bei Fisch Asset Management gesprochen. Was sind Ihre Erfahrungen diesbezüglich?

Als Pius Fisch von einer radikalen Firmenphilosophie sprach, war er seiner Zeit voraus. Auch heute ist die Handschrift der Gebrüder Fisch bei uns weiterhin klar zu erkennen. Das Asset Management steht nach wie vor im Zentrum unsers Tuns, wir arbeiten mit aller Kraft für unsere Investoren und vermeiden Interessenskonflikte. Fairerweise hat sich bezüglich des letzten Punktes in den vergangenen Jahren unter anderem in den Bereichen Regulatorik und Compliance sehr viel getan. Wir finden das gut. Seit Pius’ Aussage im Jahr 2015 hat sich vieles weiterentwickelt, sowohl in der Finanzwelt als auch bei uns – beispielsweise bei Infrastruktur, Risikomanagement und natürlich auch beim Thema Nachhaltigkeit. «Radikal» impliziert eine Abkehr vom Konventionellen. Für Fisch heisst das, dass wir als Boutique die Professionalität der grossen Player mit der Agilität und Kundennähe einer Boutique verbinden. Insofern sind wir weiter radikal auf Kurs.

Worin unterscheidet sich Fisch Asset Management, abgesehen von der Ausrichtung der Produktepalette, von anderen Asset Managern?


Als Boutique Asset Manager mit einer Fokussierung auf Wandelanleihen und Corporate Bonds mit 30 Jahren Erfahrung sind wir in dieser Form einzigartig. Es sind erstens unsere Mitarbeiter, die ihre Aufgaben überdurchschnittlich gut beherrschen, zweitens eine Infrastruktur im Bezug auf Technologie und Portfoliomanagement, die ihresgleichen sucht, und drittens eine aussergewöhnliche finanzielle Stabilität, die der Weitsicht der Gebrüder Fisch geschuldet ist, zusammen mit einer privaten Eigentümerstruktur mit Mitarbeitern als Mitunternehmern.

Was sind Ihre Führungsprinzipien?


Ich habe drei. Erstens Meritokratie: Für mich sollte beruflicher Erfolg auf den individuellen Leistungen des Mitarbeiters beruhen. Mir ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder die Möglichkeit hat, basierend auf seinen Fähigkeiten voranzukommen. Zweitens Mitarbeiterbefähigung: Um optimale Leistung zu zeigen, muss ein Mitarbeiter seine Fähigkeiten weiterentwickeln können. Es liegt daher am Unternehmen, persönliches und berufliches Potenzial zu fördern. Und drittens Accountability: Ich setze auf klare Verantwortlichkeiten gekoppelt mit klaren Erwartungen. Damit verbessert sich sowohl die Effizienz als auch die Transparenz.

Das Unternehmen hat zuletzt stark in Infrastruktur und Prozesse investiert. Sind Sie bereit für den nächsten Wachstumsschub?


Ja, das sind wir. Alle unsere Prozesse und unsere Infrastruktur sind darauf ausgelegt, mehr als die 12 Milliarden Franken zu verwalten, die wir bereits erreicht hatten. Das ist auch weiterhin so. Das höhere Zinsniveau führt dazu, dass Fixed Income heutzutage wieder ein Renditetreiber ist. Von der entsprechenden Nachfrage der Investoren wollen wir als Spezialist auf diesem Gebiet profitieren.

Die Internationalisierung von Asset Management aus der Schweiz heraus stellt eine hohe Hürde dar. Wie gehen Sie das an?


Wir fühlen uns zuallererst unseren Kernmärkten Schweiz und Deutschland verpflichtet. Hier liegen unsere Vergangenheit und auch unsere Zukunft. Unsere Mitarbeiter sind hingegen äusserst international und in unserem Hauptsitz in Zürich arbeiten 18 Nationalitäten miteinander zusammen. Das angrenzende Ausland, beispielsweise Italien, decken wir mit Vertriebspartnern ab, was für uns eine sehr effiziente Lösung darstellt. Von Aktivitäten auf anderen Kontinenten oder Jurisdiktionen sehen wir bisher ab. Eine Änderung dieser Haltung würde von den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängen.

Wir beurteilen Sie das Finanzdienstleistungsabkommen zwischen der Schweiz und UK?


Das Bilaterale Finanzdienstleistungsabkommen (BFSA) zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich ist ein zukunftsweisender Schritt, der jedoch noch viele offene Fragen birgt, da es erst ratifiziert und in nationales Recht umgesetzt werden muss. Für Schweizer Finanzdienstleister bietet die erforderliche Registrierung bei der Financial Conduct Authority (FCA) sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Einerseits erhöht es die Glaubwürdigkeit und kann das Investorenvertrauen stärken, andererseits erfordert es die Einhaltung britischer Vorschriften und eine jährliche Berichterstattung an die FCA. Es ist wichtig zu betonen, dass das Abkommen sich nur auf die Vermarktung von Portfoliomanagement-Mandaten bezieht und keinen Einfluss auf die Vermarktung oder Zulassung von Fonds hat. Insgesamt erfordert das Abkommen eine sorgfältige Bewertung der damit verbundenen Vorteile und Pflichten. Für uns stellt es unter Umständen eine Opportunität dar, ebenso für die beiden Finanzmärkte.

Die letzten Jahre waren mit Zinswende, geopolitischen Unsicherheiten, Rezessionsängsten etc. für Anleihen und für Aktien ein schlechter Cocktail: Wie hat sich Fisch darauf eingestellt?


Wir haben Effizienzen gehoben, ohne die Qualität unserer Leistungen zu schmälern. Dabei haben wir die Firma entsprechend aufgestellt, um von der Aufschwungsphase im Fixed-Income und Wandelanleihen-Segment zu profitieren. Und schliesslich haben wir unser Personal konsequent weiterentwickelt. Wir freuen uns, dass wir einige vielversprechende, junge Talente gewinnen konnten. Für die Zukunft ist uns nicht mal so wichtig, ob die Zinsen wieder sinken, gleichbleiben oder sich langfristig sogar auf einem höheren Niveau einpendeln werden. Wir sind der Meinung, dass nach der langen Zins-Durststrecke, insbesondere für unsere Signature-Anlageklasse Wandelanleihen, aber auch für unsere Spitzenprodukte in den Bereichen High Yield, Emerging Markets und Global Corporates, alternativlos eine längere Aufschwungsphase folgen wird.

Sie haben während ihrer Karriere sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz gearbeitet: Gibt es Unterschiede zwischen den jeweiligen Märkten und Asset-Management-Kulturen?


Schweizer sind meiner Meinung nach pragmatischer. Es ist zwar anfänglich schwieriger, Überzeugungsarbeit zu leisten, aber wenn das Kommittment dann da ist, läuft es im Allgemeinen anstandslos, zielstrebig und mit Abschlussverantwortung. Davon können sich andere Länder eine Scheibe abschneiden.

Wenn Sie die Finanzwelt nicht als ihr Berufsfeld ausgesucht hätten: Was wäre sonst aus Ihnen geworden?


Arbeit unter Druck, mit Entscheidungsfreude und Präzision – so arbeite ich gerne. Aus einer Ärztefamilie stammend hätte ich vielleicht auch Chirurg werden können. Aber die Finanzwelt gefällt mir. Für mich stimmt es so.